Distanzierung

Wer sich laufend nötigen lässt, sich von jeglichem Übel distanzieren zu müssen, dem bliebe womöglich nur noch der Mond. 

Aber nein, solch Gefallen ist man niemandem schuldig. 

Ich soll mich distanzieren?

Fortlaufend wird man aufgefordert, sich von irgendwelchen Übeln zu distanzieren, als tue man es nicht häufig und in aller Klarheit genug, weshalb solche Aufforderung dann suggeriert, man mache mit dem Übel gemeinsame Sache.

Daran lässt sich erkennen, dass es den Hasardeuren in Wahrheit gar nicht um Distanzierung geht, sondern um bedingungslosen Schulterschluss mit ihren Analysen und Schlussfolgerungen. Wenn diese aber falsch sind, sobald sie Unrecht mit Unrecht vergelten, kann sich das Unrecht nur mehren und nichts zum Frieden kommen. 

Zu viele Leute verkennen, dass sie ihren Freunden schon eher mal Unrecht tun dürfen als ihren Feinden, denn Freunde verzeihen, Feinde nicht.

Aber ich distanziere mich.

Ich darf nicht bockig sein, denn in dieser Welt sollte sich niemand den gefährlichen Luxus, sich falsch sortieren zu lassen. Und dann hat man eben die Mühe der gleichermaßen sorgsamen wie auch verständlichen Differenzierung. 

"Aber es bringt doch nichts!"

Kann sein, aber wenn es so ist, dann waren es wahrscheinlich die falschen Worte.

Markus S. Rabanus 20150228


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