Hans Filbinger  >>  DISKUSSION

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Kein NS und kein Zweiter Weltkrieg ohne ZEHNTAUSENDE Verbrecher, die MILLIONEN ins Verderben führten. 

Oft sind die Trennlinien für die einzelne Person schwer zu ziehen, wenn man ihr gerecht werden möchte, ohne dadurch das massenweise Versagen zu exkulpieren. Schwierig ist auch der Umgang mit dem CDU-Politiker und ehemaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg Hans Filbinger, der noch in den letzten Wochen des NS-Regimes an Todesurteilen gegen Wehrmachtsdeserteure mitwirkte.

Filbinger selbst behauptet auf seiner Webseite www.hans-filbinger.de ,

1. dass er gegen seinen Willen ins Richteramt berufen worden sei, aber jedermanns Mitwirkung am NS-Regime und jedes NS-Verbrechen versucht sich rauszureden, dass es unwillentliches Schicksal gewesen sei,

2. dass er bemüht gewesen sei, Recht zu sprechen, aber jedes Recht ist nur dann legitim, wenn es a) prinzipiell, b) in seiner konkreten Anwendung nicht gegen Menschenrechte, Völkerrecht und anderes Recht verstößt,

3. dass er durch seine Urteile bemüht gewesen sei, Menschenleben zu retten, aber das viele politische Verbrechen reden sich damit heraus, dass sie größere Verbrechen zu vermeiden gesucht hätten,

4. dass seine Kritiker Neigung hätten, alle zu Tätern zu machen, die nicht zu Opfern wurden, aber genau das ist unzutreffender Versuch sein angebliches Schicksal zu kollektivieren, während es einzig um die Frage gehen kann, ob Filbinger selbst durch seine Taten samt seinen zugehörigen Erklärungen geeignet ist, in der Bundesrepublik Deutschland politisch repräsentative Ämter zu bekleiden.

Mich überzeugen seine Darlegungen nicht, sein ganzes politisches Leben überzeugt mich nicht, sondern stehen zu sehr in personeller und ideologischer Kontinuität eines Verbrechersystems, das darauf beruhte, dass sich zu viele damit arrangierten und ihre Mitwirkungen kleinredeten, als seien die Verbrechen ohne Täter gewesen, also keine Verbrechen.

Ich hielt dieses Thema für ausdiskutiert, denn Filbinger verlor seine Amt als Ministerpräsident. Und nun war ich überrascht, dass der mittlerweile 90-Jährige noch immer für die CDU in die Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten delegiert wurde, was einer erneuten Rehabilitation seiner NS-Vergangenheit gleichkommt, als sei sie entweder ohne Belang oder gutzuheißen. - Beides halte ich für falsch.

Jetzt sagen wieder welche: "Warum lasst Ihr den alten Mann nicht in Ruhe?"

Ich frage zurück: "Warum muss uns genau dieser Mann noch immer vertreten wollen?"

Millionen andere Bundesbürger könnten anstelle von Filbinger delegiert sein und mich besser in der Wahl des Bundespräsidenten vertreten als er, wenn wir uns überhaupt schon in solcher Wahl vertreten lassen sollen.

Hätte Filbinger und die CDU dafür Gespür und würde nicht trotzig über die Gräber Millionen Ermordeter hinweg quasi bis an die Grabkante des Hans Filbinger selbst uns noch immer mit diesem Mann behelligen, so ließe er uns endlich in Ruhe und ich ganz sicher auch ihn.

Aber solange er in politischen Ämtern ist und insbesondere auch als Delegierter der Bundesversammlung die darin liegende Ehrung beansprucht, muss er mit meiner Kritik leben, während anderen offenbar daran liegt, dass ihm solche Ehrung zuteil wird.

Mit denen werden wir uns dann allerdings weiterhin auseinanderzusetzen haben, auch wenn Filbinger sich nicht mehr selbst zum Thema macht.

Grüße von Sven

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