Gandhi-Diskussion

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Christian Wendt ist nach eigenem Bekunden "Nationalsozialist" und schrieb: 


von Christian Wendt am 5.Jan.2002
 
 
In einem seiner Beiträge befragt mich Sven nach meiner Meinung zu Gandhi. Diese Frage halte ich für interessant genug, um Sie als "Leitposting" zu beantworten:

Für mich ist Gandhi ein Vorbild.

Warum?

Mohandas Karamchand Gandhi war ohne Zweifel der größte Politiker Indiens. Die Inder nennen Gandhi leicht abgewandelt "Gandhiji", was "der Ehrenwerte" bedeutet.

Gandhi war der wohl bekannteste und erfolgreichste Befreiungsnationalist seiner Zeit. Von 1920 an versuchte er Indien von der britischen Herrschaft zu befreien.

Seine Strategie war so bestechend und einfach zugleich: Widerstand durch Gewaltlosigkeit.

Unter seiner Führung entwickelte sich in Indien eine immer breiter werdende Unabhängigkeitsbewegung. Gandhi wollte die Freiheit seines Landes, die er mit der Freiheit seines Volkes gleichsetzte, mit gewaltfreien Aktionen erkämpfen. Eine seiner Hauptlosungen war: "Indien den Indern"; einer seiner Leitsätze war: "Gewalt gebiert stets wieder Gewalt."

Am 12. März 1930 führte er den berühmten "Salzmarsch" an, der der von den Besatzern eingesetzten Vasallenregierung den entscheidenden Schlag versetzen sollte. Seine Anhänger legten unter massiven Opfern, darunter zahllose Tote, eine Strecke von 380 Kilometer von Ahmadaba nach Dandi zurück. Am 15. August 1947 hatte Gandhi das Ziel seines Lebenskampfes erreicht: Indien wurde unabhängig.

Dennoch: Gandhi konnte nicht verhindern, dass sein Land infolge der Machtpolitik der Westmächte geteilt wurde. Seitdem existiert neben Indien auch "Pakistan".

Gandhi sah in dieser Teilung "eine politische Gefahr und geistige Tragödie". Auch hier sollte er recht behalten, was die aktuelle Entwicklung eindrucksvoll bestätigt.

MfG

Christian Wendt

 
 

Sven erwidert:

Hallo Christian,

ich danke Dir für Deine Antwort und möchte Dir doch etwas widersprechen:

Gandhis Losung "Indien den Indern" ist aus mehreren Gründen verschieden von der Losung "Deutschland den Deutschen".

1. "Deutschland den Deutschen" wird von Rechtsextremisten RASSISTISCH gebraucht, denn sie wollen Minderheiten und Zuwanderer nicht als Deutsche anerkennen, während das indische Volk schon immer multiethnisch und multikulturell war. Gandhi beschwor sein gemischtes Volk zum Frieden, aber wurde Opfer des von Rassisten und Monokultristen geschürten Unfriedens, dem später auch die staatliche Teilung zumindest begünstigte. 

Nun wissen wir beide, dass Rechtsextremisten ethnische und kulturelle Konflikte oft als "Beweis für das Scheitern der multikulturellen Gesellschaft" propagieren, aber solche Propaganda ist von gleicher Absurdität als wenn der Handtaschendieb kritisiert, dass sich die Oma nicht zu schützen verstehe. - 

2. Der Hauptunterschied für die verglichenen Parolen ergibt sich jedoch daraus, dass die Inder kolonial unterdrückt wurden, so dass Gandhis Emanzipationsforderung auch nichts mit dem Nationalismus von Rechtsextremisten gemeinsam hatte, sondern Patriotismus war.

Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag!

Grüße von Sven
Redaktion

Christians Antwort steht im Forum, aber enthielt Entgegnungen, die ich wie folgt kommentierte:

Hallo Christian,

Du gehst immer an den eigentlichen Problemen vorbei, indem Du neue Themen anschneidest, z.B. das KASTENSYSTEM. Dazu verweist Du auf ungenannte indische Intellektuelle, die es "gegen westliche Kritiker" verteidigen. Du kolportiertest schon öfter dieses "westlich", obwohl es im Zusammenhang überflüssig war. Dein Motiv dürfte aus Deiner extremen Feindschaft zur Bundesrepublik, der EU, den USA usw. abgeleitet sein, jedenfalls bedarf es gegen das indische Kastensystem keiner "westlichen Kritik", denn das nach China bevölkerungsreichste Land der Welt hat genügend eigene Kritiker, von denen in unseren Buchhandlungen genügend Kritik am Kastensystem für Dich greifbar ist. Bezeichnend ist an rechtsextremistischer Argumentationsweise, dass kein Thema, keiner noch so an den Haaren herbei gezogener "Bezug" ausgespart wird, um die bestehenden Widersprüche zwischen Menschen, Völkern, Staaten und Kulturen zu vergrößern und zu erweitern.

Gandhis Haltung zum Kastenwesen war zwar billigend, aber immerhin war er bestrebt, die schlimmeren Auswüchse abzubauen. Wer annimmt, die Einmischung in die religiösen Gebräuche der Menschen einzumischen sei ein Leichtes, macht sich etwas vor oder würde zum Tyrannen (war jetzt keine Kritik an Christian, sondern soll die Ansprüche ggü. Gandhi begrenzen).

Ebenfalls lästig ist, wenn Du Dich wiederum künstlich befremdest, dass "ausgerechnet" Sven "rassistische Komponenten" in die Diskussion bringe. 

a) wäre daran nichts sonderlich, denn der Rassismus ist ein zentrales Thema dieser WebSite, 

b) täuscht Du Dich und uns hinsichtlich der zeitlichen Abfolge von Argumenten, denn Dein  Leitposting suggeriert, dass Gandhis Losung "Indien den Indern" Gemeinsamkeit mit der  Losung "Deutschland den Deutschen" habe,  obwohl erstere antikolonial und letztere rassistisch ist, weil in der Logik von Rechtsextremisten z.B. Juden und Zuwanderer trotz deutscher Staatsangehörigkeit "keine Deutsche" seien.

Zudem "verwechsle" ich nicht etwa Gandhis "religiöse Toleranz mit MultiKulti", sondern religiöse Toleranz ist ein Teil multikultureller Toleranz.

So ist Gandhis Lebenswerk ist gekennzeichnet von: 

1. Antirassismus, ausgehend mit seinem Wirken in Südafrika gegen das damalige Apartheidregime mit seiner rassistischen Diskriminierung aller Nichtweißen,

2. Antikolonialismus, bei ihm beginnend mit seiner Rückkehr nach Indien,

3. Multikulturalität, um das friedliche Zusammenleben der verschiedenen (religiösen) Kulturen in Indien zu gewährleisten,

4. Gewaltlosigkeit als Mittel der politischen Auseinandersetzung, für Gandhi wurzelnd in seinem hinduistischen Glauben.

Deine andersliegenden Deutungen dieser historischen Person sind nicht nur spekulativ, sondern stehen zurecht im Widerspruch zum allgemeinen Verständnis (was Dich zuweilen nachdenklich machen sollte :-))

Grüße von Sven
Redaktion

ps:  antworte bitte mal präzise, als was Du Dich ideologisch bezeichnest;
       wenn Du Dich Rechtsextremisten vorstellst ?


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