Islamismus
 
Islamismus sind verschiedenartige Strömungen innerhalb des Islams, die einzelne Glaubenssätze verabsolutieren und für intolerante Politik instrumentalisieren.

Einzelne Momente können gemeinsam auftreten. 

Zu nennen sind:

1. ein antiwestlicher Islamismus mit weltweiter Verbreitung, der die Demokratien und Lebensweisen in den reichen Industriestaaten ablehnt, mindestens aber für so unglaubwürdig hält, dass daraus gottgewollt Feindschaft entstehe,

2. antiimperialistischer Islamismus mit weltweiter Verbreitung, der die reichen Industriestaaten des Imperialismus verdächtigt; dieses sowohl in wirtschaftlicher als auch in kultureller Hinsicht insgesamt. Der antiimperialistische Islamismus verdächtigt darüber hinaus die mit diesem "Imperialismus" zusammenarbeitenden Machthaber des Verrats an ihren Volkswirtschaften, Glaubensgeboten und Völkern,

3. großarabischer Islamismus mit Verbreitung in der arabischen Welt, ähnlich dem antiimperialistischen Islamismus, aber Konflikte  zu nichtarabischen Regionen provozierend, beispielsweise gegenüber der Türkei oder gegenüber dem Iran. Der großarabische Islamismus stützt sich wesentlich darauf, dass Mohamed die "Einheit der Araber" hergestellt habe.

4. gottesstaatlicher Islamismus, der die Trennung zwischen Staat und Religion in der Weise aufzuheben versucht, dass die Religion sich den Staat unterwirft.

Wie jede andere extremistische Ideologie und Religion demonstriert auch der Islamismus seine Intoleranz nicht nur gegen einen verteufelten Feind, der gar nicht böse genug dargestellt werden kann, sondern auch gegen die eigene Anhängerschaft, die äußerste Disziplin in Bezug auf das um jede Toleranz reduzierte Weltbild zur Schau zu tragen haben.  Die drakonische Bestrafung von Abweichlern ist für den Islamismus so typisch wie die Gnadenlosigkeit, mit der sich Selbstmordattentäter selbst und unbeteiligte Dritte für die vermeintlich göttliche Sache zu töten haben.

Den entschiedensten Aufschwung nahm der Islamismus mit dem Terrorregime Khomeinis zu Beginn der achtziger Jahre im Iran nach der Revolution gegen das kaum minder verbrecherische, jedoch prowestliche Schah-Regime.
  

Problem mit dem Islamismus-Begriff
 
An anderer Stelle dieser Webseite brachte ich das Sprichwort "Beim Superlativ fängt der Blödsinn an" in Beziehung zu den weltanschaulichen "Ismen", also beispielsweise den "Kollektivismus" als unvernünftiger Übersteigerung des Kollektivgedankens, den "Individualismus" als unvernünftige Übersteigerung der Individualität usw.

Andererseits scheinen nicht alle "Ismen" unsinnig oder abzulehnen sein: bspw. gelten Humanismus und Idealismus  allen Weltanschauungen als wünschenswerter Bestandteil.

An solchen positiven Ausdeutungen nicht vorbei könnend, wird man das den Begriffen "Islamismus" und "Fundamentalismus" innewohnende Risiko sehen müssen. 

Es ist sinnvoll, den Islamismus vom "islamischen Fundamentalismus" zu unterscheiden, so nah sich die Islamisten den Fundamentalisten auch ausgeben und in ihrer Radikalität ähneln.

Der Fundamentalismus könnte hingegen als strenggläubiger Islam zu achten sein. Zum Islamismus wird der  Fundamentalismus erst, wenn sich seine Praxis zum Diktat für Andersdenkende entwickelt bzw. wandelt.

Trotz aller Liebe zur begrifflichen Logik und deren Sinnhaftigkeit wird man die sprachliche Eigendynamik nicht missachten dürfen, dass also "islamischer Fundamentalismus" und "Islamismus" häufig synonym gemeint sind. Dennoch ist für etwas mehr Sensibilität auch in solchen Begriffsfragen zu plädieren.

sven200311

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