Sozialneid + Rechtsextremismus
Nazi klagt: "Der arbeitsscheue Türke fährt BMW!"
Nazi  spielt damit auf Sozialmissbrauch an, den es geben mag, der jedoch nicht darin belegt wäre, dass jemand einen BMW fährt. Vor allem ist Sozialmissbrauch kein "Ausländerproblem", sondern ein allgemeines Problem Staates. Wer es einzelnen Gruppen in die Schuhe zu schieben versucht, irrt oder lügt.
Nazi klagt: "Asylanten bekommen für 5000 Euro neue Zähne!"
Nazi behauptet damit wahrheitswidrig, dass Asylbewerber bevorrechtig wären, was nicht stimmt, denn jedem Sozialhilfeempfänger bleiben ebenfalls Zuzahlungen erspart, die sie sich nicht leisten könnten, auch wenn sie niemals in die Krankenkassen einzahlten. - Mit "5000 Euro" wird eine Kostenhöhe suggeriert, die sich der Sozialstaat nicht leisten könne. Man könnte allerdings auch fragen, warum "neue Zähne" so teuer sein müssen, aber darum geht es dem Rechtsextremisten gar nicht, sondern darum, gegen Asylbewerber Stimmung zu machen. 
Nazi klagt: "Den Aussiedlern schieben sie es vorn und hinten rein!"
Gemeint waren in diesem Fall 400 Deutschrussen, die in einem  ostdeutschen 12.000-Seelen-Nest Zwischenstation haben. Wären die Aussiedler nicht da, gäbe es eher weniger Arbeitsplätze. Die Aussiedler sind für dieses Kaff sogar ein wahrer Segen, denn ihretwegen fließen der Gemeinde Bundesgelder zu und die verlassenen Häuser stehen nicht leer.  Die Menschen des Ortes sollten sich lieber Gedanken machen, was sie in ihrer leider allzu reichlichen Freizeit (Arbeitslosigkeit über 20%) tun können, um wieder Perspektive zu bekommen. Mit "Aussiedler raus!"-Gebrüll werden sie hingegen die letzten Leistungsträger verprellen. 
Nazi klagt: "Die Türken kassieren Kindergeld!"
Kindergeld bekommt bei uns, wer Kinder hat, also auch Türken, auch Rechtsextremisten. Durch Kinder wird man kinderreich, aber nicht reich. Wer es nicht glaubt, mag es versuchen.
Nazi klagt   ...
Nazi klagt ohne Ende ... 
und wenn man ihn überhört,
dann fängt er an zu drohen, brüllen, kreischen ...,

Sozialneid ist eine der Haupt-Agitationslinien des Rechtsextremismus. 

Dass sich dieser Sozialneid gegen Minderheiten richtet, hat im Antisemitismus eine traurige Tradition, aber er richtet sich typischerweise auch gegen solche Menschen, die als Flüchtlinge nun überhaupt nicht zu "beneiden" sind.

Neid, Hass, Rache, Geltungssucht - all diese niedersten  Regungen in unserer Gefühlswelt, die es eigentlich zu zügeln gelten würde, werden vom Rechtsextremismus zum ideologischen Programm, zu "Politik". 
  

Diskussion

Ich persönlich bin weit davon entfernt, dass Sozialschwache Leistungen erbracht werden, die sich Sozialstärkere oft schon nicht mehr leisten wollen, weil es für sie tatsächlich zu teuer wäre, denn das führt zu einer tatsächlichen Besserstellung von Sozialschwachen gegenüber denen, die letztlich die Sozialleistungen erwirtschaften. Wird solches übertrieben, so verringert sich die Leistungsbereitschaft der Sozialstärkeren, wodurch wiederum das Beitragsaufkommen sinkt. Steigende Lohnnebenkosten sind die Folge und damit auch höhere Arbeitslosigkeit.  Zu große Ausweitung von Sozialleistungen für Sozialschwache führt zum Abbau des Sozialstaates deshalb, wenn die Wirtschaftspolitik nicht mithält.
Aber ich kann es nicht ausstehen, wenn solche überaus  wichtigen Diskussionen für Fremdenfeindlichkeit instrumentalisiert werden. Nichts und niemand kann daraus gewinnen. Nicht einmal Wahlen, sondern wird es nur für alle verschlimmern.   sven

DIALOG-LEXIKON